Was ist das Ziel von Sex? Der Akt an sich und dann der Orgasmus als Höhepunkt – zumindest lernen wir das so in Filmen und durch die Gesellschaft. Dabei kann Sex wesentlich mehr sein als von Eile und Routine getriebener Geschlechtsverkehr. Wenn er sich weniger nach Leistung und Druck anfühlt; wenn das innige, tiefe Zusammensein, die körperliche und geistige Verbindung im Mittelpunkt stehen. Wie gefällt dir dieser Gedanke? Findest du ihn erfüllend, entspannend, entschleunigend?
Tantrischer Sex verspricht eine solche Verbindung auf körperlicher, emotionaler und spiritueller Ebene zwischen den Partner:innen – anstatt Sex als rein körperliche Erfahrung zu begreifen.
Tantra ist ein altes Sanskrit-Wort, das sowohl „Zusammenweben“ als auch „Technik” oder “Lehre“ bedeutet. Der Begriff bezieht sich auf eine Reihe von Traditionen im Hinduismus und Buddhismus, die sich darauf konzentrieren, ein Gefühl der Einheit mit dem Universum zu erlangen und die göttliche Natur in allem zu sehen. Tantra kann auch nicht-sexuelle Praktiken wie Yoga, Gebete, Mantras und das Studium tantrischer Texte umfassen.
Auch beim tantrischen Sex regiert das Prinzip der Einheit und der Gemeinschaft. Durch Techniken wie Atemarbeit, verlangsamte Berührung und das Hinauszögern des Orgasmus zielt tantrischer Sex darauf ab, deine energetische Verbindung mit deinem Partner oder deiner Partnerin zu stärken, um euch beide in einen tieferen Zustand der Präsenz und Glückseligkeit zu bringen. Und übrigens, tantrischen Sex kannst du auch alleine praktizieren.
Dabei steht nicht das Ziel – also der Orgasmus – im Fokus, sondern der Prozess selbst: Berührungen, Atem, Präsenz und das bewusste Erleben von Nähe und Energie. Es geht darum, die Verbindung zu dir selbst und zu deinem Partner oder deiner Partnerin zu stärken und die Intimität auf eine völlig neue Ebene zu bringen.
Diana Richardson, Pionierin der Slow-Sex-Bewegung und Autorin zahlreicher Tantra-Bücher, sagt, achtsamer Sex sei niemals zielgerichtet. Denn das führe dazu, dass wir beim Sex einen Orgasmus erwarten und enttäuscht sind, wenn wir selbst oder die Partnerin bzw. der Partner ihn nicht erreichen.
Wahrscheinlich hast auch du schon Erfahrungen mit tantrischem Sex gemacht: intensiver Augenkontakt beim Geschlechtsverkehr, intime Massagen oder bewusst verzögerte Orgasmen gehören dazu.
Statt Perfektion und Leistung sind beim Tantra-Sex diese Werte gefragt:
Laut Studien erleben nur etwa 50 bis 70 Prozent der Frauen bei heterosexuellen Begegnungen einen Orgasmus, bei Männern sind es 96 Prozent. Beim tantrischen Sex wird das Tempo verlangsamt und Druck aus dem Außen reduziert. Das kann bei Männern zu länger andauernden Erektionen führen, was wiederum Frauen hilft, einen Orgasmus zu erreichen. Diana Richardson empfiehlt, sich zwei oder drei Stunden Zeit für ein achtsames Sexdate zu nehmen, um gemeinsam langsam in einen meditativen Zustand zu gelangen und das Liebesspiel ausgiebig zu genießen.
Du möchtest tantrischen Sex ausprobieren? Keine Sorge: Es geht nicht darum, sofort ein Tantra-Retreat zu buchen oder komplizierte Rituale und Techniken zu lernen. Hier sind ein paar einfache Schritte, wie du anfangen kannst:
Tantrischer Sex ist weit mehr als eine Technik: Er ist eine Einladung, Intimität neu zu erleben, präsenter zu sein und die Beziehung zu dir selbst und deinem Partner oder deiner Partnerin zu vertiefen. In einer Welt, die oft von Schnelligkeit und Ablenkung bestimmt ist, bietet dir Tantra die Möglichkeit, innezuhalten und echte Nähe zu erfahren – im Schlafzimmer und darüber hinaus.
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