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Job Crafting: Wie du deinen Job veränderst, ohne zu kündigen

Kennst du dieses Gefühl, wenn der Sonntagabend kommt und du spürst: „Mist, morgen ist Montag – und ich muss wieder in die Arbeit!“ Dein Job macht dir nicht nur keinen Spaß, sondern raubt dir auch noch Energie und frustriert dich. Klar, du könntest kündigen. Aber gerade jetzt, wo der Arbeitsmarkt so volatil ist, viele Unternehmen Stellen abbauen und kaum neue Mitarbeiter einstellen, kann dieser Schritt riskant sein.

Doch was, wenn es einen dritten Weg gibt? Zwischen „Augen zu und durch“ und „alles hinschmeißen“? Genau hier setzt Job Crafting an: die aktive Entscheidung, deinen Job so zu formen, dass er wieder zu dir passt – statt darauf zu warten, dass sich „irgendwann etwas ändert“.

Was ist Job Crafting?

Job Crafting bedeutet, deinen aktuellen Job bewusst so zu verändern, dass er mehr Freude macht, besser zu dir passt und sich sinnvoller anfühlt – ohne die Stelle zu wechseln. Statt darauf zu warten, dass dein Unternehmen dir neue Aufgaben gibt oder dein Team „endlich besser funktioniert“, übernimmst du aktiv Einfluss und gestaltest dir deinen Arbeitsalltag selbst mit – Schritt für Schritt.

„Job Crafting meint das selbstbestimmte, aktive Einwirken auf den eigenen Job, um ihn wieder passend zu machen. Es bewirkt, dass der Job, den du hast, wieder der ist, der zu dir passt und den du magst.“

Ragnhild Struss, Autorin & Coach

5 konkrete Schritte, um Job Crafting heute zu starten

1. Erkenne Energiequellen & -räuber

Starte mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme deines Arbeitsalltags. Frage dich bei jeder Aufgabe für eine Woche: Gibt mir das Energie – oder zieht es mich runter? Schreib dir zwei Listen: „Mehr davon“ und „Weniger davon“. Achtung: Oft sind es nicht ganze Projekte oder Arbeitspakete, sondern kleine Elemente (z. B. Präsentieren = Energie, Protokoll schreiben = Energieräuber). Diese Unterscheidungen sind wichtig, denn hier kannst du ansetzen.

2. Gestalte 10 % deines Jobs neu

Du musst nicht alles umkrempeln. Fang klein an – und mit einem Bereich, den du tatsächlich beeinflussen kannst. Beispiele für „Mini-Rebellionen“: Du verlierst Energie, weil du dauernd unterbrochen wirst? Antworte nicht sofort auf E-Mails, sondern definiere zwei fixe Zeitfenster am Tag dafür. Es nervt dich, viel zu oft sinnlos in Meetings zu sitzen? Lehne Termine ab, die nichts mit deinen Aufgaben zu tun haben. Biete aber gleichzeitig an, dazuzukommen, sobald es relevant für dich wird (so begehst du keine Arbeitsverweigerung). Du möchtest endlich auch einmal einen Workshop moderieren? Cool, fordere den Task aktiv ein. So beginnst du, deinen Job Schritt für Schritt zu verändern.

3. Nutze Gespräche, um dich sichtbarer zu machen

Bleiben wir beim Workshop-Beispiel. Job Crafting funktioniert nur, wenn andere wissen, wofür du wirklich brennst. Nutze daher 1:1-Gespräche oder Teamrunden, um Sätze zu platzieren wie: „Mir macht es besonders Spaß, wenn ich xy machen kann – gibt es da demnächst mehr Möglichkeiten?“ Damit zeigst du Interesse und Engagement und veränderst sanft dein Rollenprofil. Und dein aktives Vorgehen wird deinen Vorgesetzten beeindrucken. Zusätzlicher Pluspunkt: Viele Führungskräfte wissen nicht, was ihre Mitarbeitenden wirklich wollen. Wenn du deine Wünsche klar artikulierst, gibt es keine Missverständnisse.

4. Bündle Aufgaben nach deinem Rhythmus

Statt„so zu arbeiten, wie es halt üblich ist“, beginne damit, deine Arbeit bewusst zu kuratieren und so zu strukturieren, dass sie zu deinem individuellen Rhythmus passt – nicht zu den Erwartungen anderer. Du kannst zum Beispiel …

  • Deep-Work-Slots blocken (z. B. keine E-Mails, Meetings oder Calls vor 10 Uhr)
  • Thementage einführen (z. B. Montag = Strategie, Dienstag = Calls und Meeting

  • Aufgaben bündeln, die sich gleich „anfühlen“ – das reduziert mentale Erschöpfung spürbar

Denn bei Job Crafting geht es nicht nur darum, was du arbeitest, sondern vor allem auch wie.

5. Schaffe sinnvolle Mikro-Momente

Nicht jeder Job ist eine Berufung und nicht jede deiner Arbeitsaufgabe kann dich erfüllen – aber du kannst dir Sinn-Anker setzen, die dir die Arbeit versüßen und dich motivieren. Zum Beispiel:

  • Stell dir die Sinnfrage: „Für wen mache ich diese Aufgabe – und wem nützt sie wirklich?“

  • Baue Micro-Passion ein: Du liebst Gestaltung? Mach die nächste Präsentation schön und zeige sie mit Stolz. Du magst Menschen? Melde dich für das Onboarding der neuen Kollegin.

  • Nimm Herausforderungen an: Es gibt ein neues Projekt oder einen neuen Task, der dich reizt? Melde dich von Anfang an dafür. Auch, wenn die Arbeit daran nur zwei Stunden pro Woche ausmacht: Das ist dein Baby!

Job Crafting beginnt dort, wo du wieder spürst: Das ist genau meines! Das kann ich, das macht mir Spaß, da fühle ich mich lebendig.

Buchtipp: „Wie Sie mit Job Crafting Ihre Arbeit wieder lieben lernen“ von Ragnhild Struss

Das Buch ist eine Einladung, deinen Job aktiv umzugestalten – statt in Resignation zu verharren. Autorin und Coach Ragnhild Struss hat konkrete Übungen und Reflexionsfragen parat, die dir helfen, deine Aufgaben, Beziehungen und Routinen so anzupassen, dass sie wieder besser zu dir passen. Perfekt für alle, die im Job nach mehr Selbstbestimmung und Sinn suchen.
46 Job Crafting

Fazit: Kleine Veränderungen im Job, große Wirkung

Mit Job Crafting gestaltest du deinen Job – ganz bewusst und vorausschauend. Du holst dir Handlungsspielraum und Selbstwirksamkeit zurück, statt im deprimierenden Gefühl „Es ist eben, wie es ist“ zu verharren. Denn diese Ausweglosigkeit ist meist der Grund, warum wir innerlich kündigen.

Wahrscheinlich ändert sich dein gesamter Job nicht von heute auf morgen – aber du änderst deine Rolle und deine Aufgaben. Darin Energie zu investieren, zahlt sich aus. Schritt für Schritt.

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