Wie bleibe ich optimistisch? – Gastbeitrag Bettina Ludwig, wien.immer

Wie bleibe ich optimistisch?

Ein Gastbeitrag von Bettina Ludwig

In einer Zeit, in der wir täglich mit Krisen, Konflikten und Unsicherheiten konfrontiert sind, wirkt Optimismus manchmal fast naiv. Aber echter Optimismus ist nichts Oberflächliches – er ist eine Haltung, die sich aus Verbundenheit, Perspektive und Praxis speist. In meiner Arbeit mit Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften habe ich gelernt: Hoffnung entsteht dort, wo Menschen sich gegenseitig tragen und im Moment handeln, statt sich von der Angst lähmen zu lassen.

Ich teile hier drei Ideen, wie du diesen geerdeten Optimismus im Alltag pflegen kannst:

1. Richte deine Aufmerksamkeit bewusst auf das, was trägt

Optimismus beginnt nicht im Denken, sondern im Sehen. Aus der Forschung wissen wir: Menschen, die regelmäßig wahrnehmen, was funktioniert – im Miteinander, in der Natur, in sich selbst – bleiben widerstandsfähiger.

Übung: Mach dir jeden Tag bewusst, was heute geklappt hat – egal wie klein. Ein gelungenes Gespräch, ein Moment von Ruhe, ein Sonnenstrahl. Das trainiert nicht Positivität, sondern Wahrnehmung.

2. Such Nähe – nicht Gleichheit

In Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften gibt es viele Meinungen, doch der Zusammenhalt bleibt bestehen. Verbundenheit trotz Unterschiedlichkeit ist eine Quelle von Zuversicht: Sie erinnert uns daran, dass Kooperation unsere menschliche Grundfähigkeit ist.

Übung: Suche regelmäßig Kontakt mit Menschen, die anders denken oder leben als du – ohne sie überzeugen zu wollen. Höre einfach zu. Diese Praxis nährt Optimismus, weil sie zeigt: Auch in Differenz ist Beziehung möglich.

3. Handle im Kleinen, statt auf das Große zu warten

Echter Optimismus ist aktiv. Er entsteht, wenn wir spüren, dass unser Tun Bedeutung hat – auch wenn es klein ist. Wenn es ums Gestalten des Lebens geht, kann eine Geste gar nicht „zu klein“ sein.

Übung: Tu jeden Tag etwas, das du beeinflussen kannst – ein Gespräch beginnen, Müll aufsammeln, jemandem helfen, eine Idee umsetzen. Handlung schafft Wirksamkeit, und Wirksamkeit schafft Hoffnung.

„Optimismus ist kein Zustand, sondern eine Entscheidung, die wir immer wieder treffen – mitten im Chaos, mitten im Zweifel. Er entsteht nicht, weil alles gut ist, sondern weil wir wissen: Wir sind nicht allein darin, es besser zu machen.“

Bettina Ludwig, Kulturanthropologin & Keynote-Speakerin

Warum tut der Mensch, was er tut? Diese Frage stellt sich Bettina Ludwig als Anthropologin und bei ihren Forschungen über Jäger-und-Sammler:innen-Gesellschaften, zum Beispiel aus der Kalahari-Wüste.

Bettina hinterfragt menschliche Verhaltensmuster, soziale Regeln und gesellschaftliche Strukturen, die wir als gegeben und universell hinnehmen. Sie sagt: „Auf der Bühne verhelfe ich zu einem Update des eigenen Menschenbildes – denn genau das ist es, was wir jetzt brauchen.“

Ihr aktuelles Projekt, die Zugehörigkeits-Tour, ist ein mutmachendes Bühneprogramm über das, was uns zusammenhält – in einer Zeit, die uns spaltet.

Bettina, wir finden deine Arbeit toll! Vielen Dank für den inspirierenden Gastbeitrag. 💙

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