Wie kann ich mich stärker mit mir selbst verbinden? Gastbeitrag Bettina Ludwig, wien.immer

Wie kann ich mich wieder stärker mit mir selbst (und anderen) verbinden?

Ein Gastbeitrag von Bettina Ludwig 

In meiner Forschung mit Jäger-und-Sammler-Gesellschaften habe ich gelernt: Verbundenheit ist kein Luxus – sie ist unsere ursprüngliche Lebensweise. Menschen sind soziale Wesen, geschaffen dafür, sich einzubetten: in Beziehungen, in gegenseitige Fürsorge, in das Teilen des Lebens.

Hier sind drei Wege, wie du im modernen Alltag wieder in Verbindung kommen kannst – mit dir selbst und mit anderen.

1. Teile Alltag statt nur Erlebnisse

In den Gemeinschaften, mit denen ich gearbeitet habe, entsteht Nähe durch gemeinsame Routinen: beim Kochen, Sammeln, Herstellen, Erzählen. Es ist das „Nebeneinander-Sein“, das zählt – nicht das Spektakuläre.

Übung: Lade jemanden regelmäßig dazu ein, etwas Alltägliches mit dir zu tun – gemeinsam kochen, spazieren, arbeiten oder still nebeneinander sitzen. In dieser geteilten Normalität entsteht echte Nähe.

2. Suche oder erschaffe kleine Gemeinschaften

In Jäger-und-Sammler-Gesellschaften ist Zugehörigkeit immer konkret – sie lebt in Gruppen, die überschaubar sind, in denen man sich kennt und gegenseitig trägt. Wir brauchen das auch heute, aber oft müssen wir es aktiv wieder aufbauen.

Übung: Finde oder gründe eine kleine Gruppe, mit der du regelmäßig etwas teilst – ein gemeinsames Essen, ein Gartenprojekt, ein Musikkreis. Es geht nicht um Perfektion oder Zweck, sondern um das Gefühl, Teil eines Netzes zu sein, in dem du gesehen wirst und selbst beitragen kannst. Diese geteilte Praxis wirkt verbindend – weit über die Treffen hinaus.

3. Gib und empfange

Geben ist und war schon immer der soziale Klebstoff. Dabei geht es nicht um Altruismus, sondern um Beziehung: Geben schafft Verbindung, und Annehmen hält sie lebendig.

Übung: Schenke jeden Tag etwas Kleines – ein offenes Ohr, Hilfe oder Zeit. Und wenn dir jemand etwas gibt, nimm es bewusst an. So entsteht ein stilles, aber kraftvolles Band gegenseitiger Zugehörigkeit.

"Verbundenheit beginnt dort, wo wir uns zeigen – im Alltäglichen, im Teilen, im Geben. Wenn du kleine Gemeinschaften lebst und pflegst, trittst du wieder in einen Rhythmus ein, der so alt ist wie die Menschheit selbst: das Wissen, dass wir nicht getrennt, sondern miteinander sind. I am because we are..."

Bettina Ludwig, Kulturanthropologin & Keynote-Speakerin

Bettina Ludwig forscht über Jäger-und-Sammler-Gesellschaften – und bringt ihre Erkenntnisse in mutmachenden Keynotes auf die Bühne. Ihr aktuelles Bühnenprogramm dreht sich um die knappste Ressource der Welt: Zugehörigkeit.

Bettina ist auch als Autorin und Podcasterin tätig. Wir finden Ihre Arbeit extrem wertvoll und freuen uns über den großartigen Gastbeitrag. Danke, Bettina! 🙏

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